Die Kakao-Preiserhöhungen sind nun auch bei uns angekommen. Die Preise unserer Kuvertüre und der Bohnen lagen ohnehin immer weit über dem Martktpreis, ungefähr 3-5 x so hoch wie konventioneller Kakao.
Lange blieben unsere Preise noch stabil, da wir mit Holger In't Veld arbeiten, der mit einem kleinen Importeur arbeitet, der wiederum mit kleinen Kollektiven aus anderen als den großen westafrikanischen Regionen kollaboriert und wir vergleichsweise kleine Mengen benötigen. Die kleinen naturnah arbeitenden Bauern habe oft nicht ganz so große Schwierigkeiten wie die großen, die ihren Kakao als Monokulturen im großen Stil anbauen, auch weil Kakao lange zu günstig verkauft wurde.
Nun ja, mittlerweile kauft die Industrie auch die ohnehin schon teureren, nun aber nochmals preislich stark gestiegenen Bohnen unserer Partner ab, denn der Markt muss ja bedient werden. Holger kauft seine Bohnen nun zu einem um 50% erhöhten Preis ein.
Diese Bohnen sind es absolut wert, denn die Qualität ist weiterhin unglaublich gut, die Aromen begeistern uns immer wieder neu und was Holger aus den Bohnen macht ist unvergleichlich. Und da Kakao lange viel zu günstig war, führen diese Preiserhöhungen vielleicht auch zu etwas mehr Wertschätzung und Einsicht, wie aufwändig der Prozess vom Anbau des Kakaos, über die Fermentation, Röstung, den Transport, die Lagerung, die Weiterverarbeitung zur Kuvertüre und schließlich zum Endprodukt (wie bei uns die Praline) ist. Weniger, aber bewusster Konsum wird nun vielleicht mehr zur Normalität. Wer sich genau aussucht, wo er oder sie seine Schokolade erwirbt, kann dazu beitragen, die unwürdigen Bedingungen nicht weiter zu unterstützen, sondern im Kleinen dazu beizutragen, dass Strukturen gefördert werden, die versuchen, diese unvergleichliche Pflanze unter fairen und respektvollen Bedingungen anzubauen.
Die Bohnen unserer aktuellen Kuvertüren stammen von folgenden Kollektiven und aus diesen Regionen:
Bejofo aus Madagaskar, Lago de Yojoa aus Honduras, Kamili aus Tansania, Medala aus Nicaraguas
Wir werden natürlich weitermachen und diese großartigen Kollektive weiterhin unterstützen.
Dennoch müssen auch wir unsere Preise anheben. Wir sind aktuell noch am evaluieren, um die Preiserhöhung so gering wie möglich zu halten.
Im Januar 2025 werden die Preise angepasst. Wir halten euch auf dem Laufenden.
HIER EINIGE INFOS ZUM GRUNDSÄTZLICHEN PROBLEM
(Quelle wwf)
Die Wurzel des Problems
Ein entscheidender Faktor der Kakaoknappheit sind die Anbausysteme in den Hauptanbauländern. Kakao wird überwiegend in Monokultur angebaut, obwohl die Pflanze eigentlich besser im Schatten größerer Bäume gedeiht. Die Böden sind ausgelaugt, die Pflanzen alt und die Erträge bescheiden. Da die Kakaopreise lange Zeit sehr niedrig lagen, sind viele auf andere Kulturen wie Kautschuk umgestiegen. Zudem haben die verarmten Bauern meist nicht das Geld, um in die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit oder Verjüngung der Plantagen zu investieren.
Klimawandel und Krankheiten
Der Klimawandel hat die Lage verschärft. Häufigere Dürreperioden und Starkregen führen zu mageren Erträgen und zur Ausbreitung von Pilzerkrankungen. Das aktuelle El Niño-Phänomen verstärkt die Probleme. Eine ernste Gefahr ist die sogenannte “Cocoa Swollen Shooting Virus Disease”” (CSSVD). Übertragen durch Wollläuse, breitet sich die Krankheit in den Monokulturen rasch aus. Die Krankheit bedroht die Existenzgrundlage der Bauern in Westafrika, führt zu Landkonflikten und befeuert die Abholzung. In Ghana grassiert das Virus bereits auf 17 Prozent der Anbauflächen. Auch in der Elfenbeinküste breitet sich die Krankheit immer stärker aus. Die Bauern haben dem Virus wenig entgegenzusetzen. Die einzige Möglichkeit bei einem Befall ist, die komplette Plantage zu zerstören.
Ungerechtigkeit und Kinderarbeit
Trotz aktuell hoher Preise profitieren die Erzeuger nicht, weil ihre Ernten immer dürftiger ausfallen. Viele Bauern, insbesondere in Westafrika, kämpfen um existenzsichernde Einkommen. Kinderarbeit auf den Plantagen ist bittere Realität. Die Branche steht vor der Herausforderung, faire Handelspraktiken und dauerhaft existenzsichernde Einkommen zu gewährleisten sowie nachhaltige Anbaumethoden zu fördern, um die brennenden sozialen und ökologischen Probleme zu lösen.
Schokoladenindustrie und Verbraucher:innen
Die steigenden Kosten und die Knappheit von Kakao haben direkte Auswirkungen auf die Schokoladenindustrie. Hersteller sehen sich mit höheren Produktionskosten konfrontiert. Dies könnte zu Preiserhöhungen führen. Allerdings muss man sich vor Augen führen, dass lediglich sechs Prozent des Verkaufspreises bei den Bäuerinnen und Bauern in den Anbaugebieten ankommt. Der Großteil streichen andere Akteuren in Zwischenhandel, Schokoladenherstellung und dem Einzelhandel ein . Dieser Logik folgend dürften die Preiserhöhungen durch den teureren Rohstoff eigentlich nicht allzu hoch sein.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet dies, bewusster einzukaufen und beim Kauf auf nachhaltigen Anbau und faire Preise zu achten . Die Kakao-Krise könnte als Weckruf dienen, um die globalen Anstrengungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu intensivieren und gerechte Handelsbedingungen zu fördern.
Zeit für den Wandel
Die Kakao-Krise ist nicht nur eine Herausforderung für die Schokoladenindustrie, sondern auch eine Aufforderung zum Handeln. Entscheidend ist die Schaffung von vielfältigen und nachhaltigen Anbausystemen. Dazu gehören Agroforstsysteme, die widerstandsfähig gegen die Auswirkungen des Klimawandels und die Verbreitung von Krankheiten sind und den Bäuerinnen und Bauern gleichzeitig eine nachhaltige Lebensgrundlage bieten.
Es liegt an uns, die süße Verlockung der Schokolade mit einem Verantwortungsbewusstsein für Mensch und Umwelt zu genießen. Der WWF arbeitet am Aufbau von entwaldungsfreien Schokoladen-Lieferketten. Der Kakao wird in der Amazonasregion durch indigene Kooperativen im sogenannten Chakra-System angebaut, einem besonders vielfältigen Agroforstsystem. Das Projekt wird im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umgesetzt und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt. Wir kooperieren dabei mit indigenen Organisationen und mit Partnern wie dem Schokoladenhersteller Paccari.